Julius Deutschbauer & Lea Draeger
Papa goes Salome goes CannibalismOpened 27.01.2020Ebensperger Rhomberg Salzburg
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In Kleists „Die Marquise von O…“ richtet der Vater eine Pistole auf seine Tochter, und es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass die Kugel statt ihrer Brust die Decke durchbohrt.
Swift macht einen bescheidenen Vorschlag: „Mir ist von einem sehr unterrichteten Amerikaner aus meiner Bekanntschaft in London versichert worden, dass ein junges, gesundes, gutgenährtes Kind eine sehr wohlschmeckende, nahrhafte und bekömmliche Speise ist, einerlei, ob man es dämpft, brät, bäckt oder kocht, und ich zweifle nicht, dass es auch als Frikassee oder Ragout in gleicher Weise seinen Dienst tun wird.“ (Jonathan Swift, geschrieben 1729)
Lea Draeger wählt aus dem Libretto zu „Salome“ ausgerechnet Sätze des Herodes: „Ich bin es leid, dich zu suchen. Ich bin es leid, zu versagen. Ich bin es leid. Ich bin es leid. Ich bin es leid. Ich bin es leid.“ Sie ist mit Katzen aufgewachsen. Trotzdem: Sie ist keine Katze und das Dach nicht aus Blech und der Blech- doch nur ein Dachschaden, des Stiefvaters Dachschaden.
Zu väterlichen Päpsten kommt Draeger Antonin Artauds „Schluss mit dem Gottesgericht“ in den Sinn und noch viel mehr. In ihrer seriellen Installation 1000 ökonomische Päpste kommt sie inzwischen tatsächlich auf annähernd 3000 Papstbilder, dazu kommen ihre Künstlerbücher Die Heiliginnen, Mein Vater, Mutter Magda Märtyrerin.
Während Draeger ökonomischen Papst an ökonomischen Papst reiht, besetzt Deutschbauer Elfjährige mittels einer eigens gebauten Casting-Wippe, einem Flirt aus Akrylglas, einem Galgen mit langer Leine, Plakaten und Plakatausrissen für Päpste, Heilige Väter, Eminenzen, Diakone und so weiter. Das Und-so-weiter ist einer der gemeinsamen Nenner von Draeger und Deutschbauer, aber nicht nur.
Auf dem Plakat zur Ausstellung wird Deutschbauer Draegers Kopf auf einer Silberplatte serviert. Stundenlang durchwanderten die beiden die Ausstellungshalle, um einen geeigneten Ort für die Platzierung des Plakatstapels zur freien Entnahme auszuwählen. Gummiringerln liegen bereit.
In ihrer Performance zur Ausstellungseröffnung am 26. Januar um 17 Uhr locken Deutschbauer und Draeger mittels Mausefallen, Speck und Käse bestimmt nicht nur Mäuse hinter ihren Bildern hervor.