Philip Gröning
Oktoberfest Phantom
18.09.–17.10.2021
Ebensperger Berlin
Absence is more than nothing. One knows what is missing.
In our reality, the 18th of September 2021 would have marked the beginning of the 187th Oktoberfest. In 2021 and only for the second time since World War II the Oktoberfest will not take place.
Oktoberfest Phantom is a performative, statistical Virtual Reality project using the means of Artificial Intelligence. It depicts visual memories of the absent Oktoberfest through point clouds based upon images, sounds and clips found online.
The Artifical Intelligence has then been given the task of identifying points constant in space among these immense amount of data. The AI fails here.
The constant movement of visitors and the ever slightest movement of the tent and its roofs result in a highly fragmented, frail, ghost-like reconstruction of what once was the Oktoberfest: a statistical reconstruction of reality based on the most personal memories.
Surprisingly, the sheer mass of personal images results in an Oktoberfest devoid of any individual representation of humans. The AI knows no reality but statistics, resulting in different degrees of assumed reality. This density of reality corresponds to the amount of congruent information. The Oktoberfest tents we experience here literally are representing collective (world wide web) memories.
Oktoberfest Phantom was previously shown at Villa Stuck in Munich and at TANK in Shanghai. The version for Ebensperger consists of four Virtual Reality stations through which visitors will be guided by ‘guardians’. These performers are covered in protective clothing and headgear, following a simple set of interactions. Three sculptures further complete the installation. Appearing rather abstract at first sight they are ‘retranslations’ of isolated areas within the point clouds.
Der Mensch […] stört die Berechnungen. So formt das Programm gewissermaßen ein Bild der Masse, ein weiches, amorphes, rosafarben schillerndes Ding, dem man nicht zu nahe kommen darf, sonst sieht man nur noch Punkte, Kreise, keine Kontur: den visuellen Mittelwert des Rausches, des Glücks, der Entgrenzung der Vielen. Scharf und plastisch sind nur die unbelebten und die unbewegten Dinge, die Säulen, Schilder, Leuchter. Und da, wo keine Kamera hingeschaut hat, wo nichts war, das für die Erinnerung gerettet, für die Follower gepostet werden musste, da ist der Raum leer und schwarz. Wer sich da hineinbewegt und sich irgendwann umdreht, sieht das Bierzelt der Erinnerung […]. (Claudius Seidl, Die Bilder und ihr Gegenteil, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Oktober 2020)
The people interrupt these calculations. Thus, in a way, the program forms an image of the masses, a soft, amorphous, pink iridescent thing, which one must not get too close to, otherwise one sees merely dots, circles, no contours: the visual median of intoxication, of happiness, of the unboundedness of the many. Sharp and vivid are only the inanimate and the immobile things, the columns, signs, chandeliers. And wherever no camera ever took a picture, where there was nothing that had to be saved for memory, posted for followers, the space is empty and black. Whoever moves in there and turns around at some point sees the beer tent of memory [...]. (Claudius Seidl, Die Bilder und ihr Gegenteil, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10 Oktober 2020.)
Abwesenheit ist mehr als nichts; man weiß ja, was fehlt.
In unserer Realität wäre der 18. September 2021 der Beginn des 187. Oktoberfestes gewesen.
Philip Grönings Oktoberfest Phantom ist ein performatives, statistisches Virtual-Reality-Projekt, das sich künstlicher Intelligenz bedient. Es stellt visuelle Erinnerungen an das abwesende Oktoberfest als Point Clouds dar, die auf Bildern, Klängen und Clips basieren, die von Rechercheuren auf der ganzen Welt in sozialen Medien gefunden wurden.
Die künstliche Intelligenz wurde beauftragt, aus dieser immensen Datenmenge konstante Punkte im Raum zu identifizieren. Hier versagt die KI.
Die ständige Bewegung der Besucher und die kleinste Bewegung des Zeltes und seiner Dächer führen zu einer stark fragmentierten, brüchigen, geisterhaften Rekonstruktion dessen, was einmal das Oktoberfest war: eine statistische Rekonstruktion der Realität auf der Grundlage der persönlichsten Erinnerungen.
Überraschenderweise führt die schiere Masse an persönlichen Bildern zu einem Oktoberfest ohne jede individuelle Darstellung von Menschen. Die KI kennt keine Realität, sondern nur Statistiken, was zu unterschiedlichen Graden der Realitätsannahme führt. Diese Realitätsdichte entspricht der Menge der kongruenten Informationen. Die Oktoberfestzelte, die wir hier erleben, repräsentieren buchstäblich kollektive Erinnerungen (des World Wide Webs).
Oktoberfest Phantom wurde zuvor in der Villa Stuck in München und bei TANK in Shanghai gezeigt. Die Version für Ebensperger besteht aus vier Virtual-Reality-Stationen, durch die die Besucher von ‚Wächtern‘ geführt werden, die mit Schutzkleidung und Kopfbedeckung ausgestattet sind und einer einfachen Abfolge von Interaktionen folgen. Drei Skulpturen vervollständigen die Installation. Sie erscheinen auf den ersten Blick eher abstrakt und sind ‚Rückübersetzungen‘ isolierter Bereiche innerhalb der Point Clouds.