Benjamin Heisenberg
Sunny Side Up
19.05.–30.06.2018
Ebensperger Salzburg
Dies ist Benjamin Heisenbergs sechste Einzelausstellung der Galerie und seine erste in Salzburg.
Großer Hase NY, 2017, 29,7 × 21 cm
Großer Hase Love, 2017, 29,7 × 21 cm
Großer Hase Pantagruel, 2017, 29,7 × 21 cm
Nellie Bly, 2017, 87 × 52 cm
Grapes of Wrath, 2017, 29,7 × 21 cm
Sullivan’s Travels, 2017, 29,7 × 21 cm
„Sunny Side Up“ ist Benjamin Heisenbergs sechste Einzelausstellung in der Galerie und seine erste in Salzburg. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem psychologischen ‚Elephant in the Room‘, für den Heisenberg die Verkörperung eines übernatürlich grossen Hasens wählt. Er erscheint plötzlich und versetzt das Bildpersonal in einen veränderten Bewusstseinszustand. Der große Hase wird geduldet, gefürchtet, gemieden und bringt den Menschen dennoch gleichmassen Nähe und Entfremdung, Einkehr und Exzess. Bis er eines Tages, so unversehens wie er gekommen war, wieder verschwindet.
Darüberhinaus verbindet das Hasenmotiv auch die kunst- mit den filmhistorischen Referenzen im Werk Heisenbergs. Vom Gejagten und vom Furchtbarkeitssymbol in der Antike über das Zeichen der Wiederauferstehung in der christlichen Inkonographie bis hin zum Sinnbild für die Fleischwerdung bei Beuys steht der Kunsthase dem Filmhasen als Verkörperung des Unterbewusstseins gegenüber, wie man sie aus Filmen wie „Mein Freund Harvey“ mit James Stewart, „Donnie Darko“ von Richard Kelly mit Jake Gyllenhaal, oder David Lynchs „Inland Empire“ und seine Horror-Sitcom „Rabbits“ kennt.
Die im Zentrum der Ausstellung stehende kinetische Skulptur „I Have got a Black Magic Woman" bezieht sich wiederum auf Albrecht Dürer, dessen Motive Heisenberg auch in den Papierarbeiten immer wieder neu verwendet. Um 1500 zeichnet Dürer den Feldhasen bar jeder Symbolik, ein naturalistisches Anschauungsobjekt: „In der gekonnt inszenierten Ambivalenz zwischen statischer, schaubarer Präsenz und Bewegungs- und Fluchtlatenz liegt der überzeitliche Reiz […] Nach jedem Blick ist verwunderlich, dass der Feldhase noch harrt.“ (Elisabeth Trux). Heisenberg hingegen setzt seinen ausgestopften Hasen mittels Mechanik und Elektronik in Bewegung, um diesem Harren ein Ende zu setzen. Auf Knopfdruck swingt der Krautlöwe rhythmisch zu Santanas „Black Magic Woman“. Ein flapsiger Verweis über die Referenzen zur Kunst- und Filmgeschichte hinweg auf so manche irreale Bewusstseinserfahrung des Künstlers und den ironisierten Umgang damit.
Der zweite Strang von Arbeiten in der Ausstellung setze sich mit der Vorstellung und Realität der Arbeit und dem Leben auf dem Land auseinander. Heisenberg wuchs selbst auf dem Land auf und arbeitet bis heute immer wieder in der Landwirtschaft, was ihn zum ständigen Abgleich zwischen der Realität dieses Landlebens und den großstädtischen Vorstellungen davon antreibt. Unter Verwendung von Covern von Romanen, die allesamt Geschichten von inneren Widersprüchen aus Fiktion und Realität eines solchen Lebens und den damit verbundenen Härten handel – wie Steinbecks „Of Mice and Men“, Fontanes „Effi Briest“ oder Thureaus „Walden“ – schafft Heisenberg sein eigenes Assoziationsfeld zwischen dem Tatsächlichen und der Idee davon.
Heisenberg wurde 1974 in Tübingen geboren, er lebt und arbeitet in Luzern. Sein Werk umspannt Spielfilme, Videos, Collagen, Bilder und multimediale Installationen. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Hochschule für Fernsehen und Film. Er ist einer der Gründer des Filmmagazins Revolver, Träger u. A. des Max Ophüls Preises, des Kulturpreis Bayerns, des Bayerischen und Österreichischen Filmpreises.
Seine Werke wurden im Museum of Modern Art; auf der Videonale, Bonn; im Kunstmuseum Stuttgart; im ZKM Karlsruhe; im Haus der Kunst München; im Kunstverein München; auf der Berlinale; beim Film Fextival Cannes und anderswo gezeigt.